Grundlagen und Schlüsselthemen

        Grundlagen

Städtisches Leben beeinflusst die menschliche Gesundheit in vielfacher Weise. Zu den positiven gesundheitlichen Einflüssen gehören verbesserte Bildungschancen, erreichbare Arbeitsplätze sowie kurze, oft „aktiv“ zurücklegbare Wege. Gesundheitliche Risiken liegen z.B. im engeren Zusammenleben von Menschen mit der möglichen Folge einer schnelleren Ausbreitung von Infektionserkrankungen, in Lärm- sowie Luft-, Boden- und Wasserbelastung, die sozialräumlich ungleich verteilt sein können, oder in sozialen Belastungssituationen.

Traditionell ist es ein zentrales Anliegen der Stadtplanung, positive Gesundheitseinflüsse zu verstärken und Gesundheitsrisiken zu mindern. In Deutschland wurde die Verbindung von Städtebau und Gesundheit noch in den 1950er Jahren im Dialog von Planung, Architektur, Hygiene und Medizin intensiv diskutiert. In den letzten Jahren erfolgte im Gesundheits- und Planungssektor eine Rückbesinnung auf diese gemeinsamen Wurzeln.

Die Entwicklung gesunder, nachhaltiger Metropolen zu fördern ist das ausdrückliche Ziel des Förderprogramms „Stadt der Zukunft“. Dieses Förderprogramm läuft seit dem Jahr 2011 und wird von der Fritz und Hildegard Berg-Stiftung unterstützt.

 

Zentrale Themen

Die folgenden Aspekte von Stadtentwicklung erscheinen gesundheitlich besonders bedeutsam und stehen im Mittelpunkt aktueller Diskussionen:

  • Urbanisierung und soziodemografischer Wandel:

    Verschiebungen der Altersstruktur sowie Schrumpfungsprozesse, Abwanderung aus ländlichen Gebieten oder Zuwanderung in städtische Gebiete

  • Soziale Strukturen in der Stadt und Umweltgerechtigkeit:

    Bedürfnisse und Risiken vulnerabler Bevölkerungsgruppen, Segregation und Verdrängungsprozesse (Gentrifizierung), sozial gerechte Verteilung von Umweltressourcen (Grünflächen, Gewässer) und Belastungen aus der physischen Umwelt wie verkehrs- oder industriebedingte Luft-, Wasser-, Bodenverunreinigungen und Lärm

  • Klimawandel, Klimaschutz und -anpassung:

    Temperaturanstieg, Extremwetterereignisse, Auswirkungen auf urbane Ökosysteme und Biodiversität in der Stadt

In der Vergangenheit untersuchte die Forschung zur Stadtgesundheit in erster Linie den Einfluss einzelner Faktoren im urbanen Raum. Inzwischen geht es verstärkt darum, auch das komplexe Zusammenspiel all dieser Faktoren möglichst gut zu verstehen. Dies gelingt jedoch nur unter Beteiligung unterschiedlicher Disziplinen und Sektoren mit ihren verschiedenen Wissensbeständen und Handlungsansätzen.

Besonderes Augenmerk verdient dabei der Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis. Hier spielen „Brücken-Institutionen“ wie z.B. das Umweltbundesamt (UBA), das Robert Koch-Institut (RKI) und entsprechende Einrichtungen der Bundesländer eine wichtige Rolle. Zu den unterschiedlichen Formen der Politikberatung gehören Berichterstattungen, Folgenabschätzungen, Modellierungen und Expertisen.