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Projekthintergrund

Die städtische Lebensumwelt beeinflusst in vielfältiger Hinsicht Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität der Bevölkerung. Neben gesundheitsschädigenden Umweltbelastungen existieren im urbanen Raum auch gesundheitsförderliche Strukturen. Städtischen Grünräumen wird als urbane gesundheitsförderliche Struktur im Sinne einer salutogenetischen Betrachtung (d. h. Stärkung der gesellschaftlichen und individuellen Ressourcen für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität, um Gesundheitsrisiken zu reduzieren und potenzielle Krankheiten zu verhindern[1])  z. B. als Raum für Erholung, soziale Kontakte, körperliche Aktivität inzwischen international wie national ein hoher Stellenwert zugesprochen[2].

Grünräume sind häufig direkt mit Gewässern assoziiert, so beispielsweise als Linienstrukturen entlang von Gewässerläufen, als Umrandung größerer Gewässerflächen oder über deren Integration als weiteres städtebauliches Element (Springbrunnen, Teiche etc.) in Park- und Grünanlagen[3]. Urbane Gewässer besitzen, ebenso wie die Grünräume, einen hohen gesundheitlichen Nutzen, wie beispielsweise klimaökologische Ausgleichsfunktionen[4]. Darüber hinaus stellen sie gerade in Wärme- und Hitzeperioden besondere Anziehungspunkte für die Bevölkerung dar und werten Grünräume insbesondere aus ästhetischer Sicht auf[5]. Bislang wurde jedoch nur unzureichend untersucht, inwieweit Stadtblau und Stadtgrün möglicherweise unterschiedliche gesundheitliche Wirkungen auf die Bevölkerung besitzen und wie sie von der Bevölkerung hinsichtlich ihrer Nutzungsfähigkeit sowie gesundheitlichen Bedeutung wahrgenommen und bewertet werden.

Was ist Stadtgrün?
Der Begriff Stadtgrün bezeichnet im Rahmen dieses Forschungsvorhabens alle flächen- und linienhaften natürlichen oder naturnahen Freiräume und Grünraumstrukturen (z. B. Parkanlagen, Grünzüge, Wald), die der Stadtbevölkerung öffentlich und kostenfrei zugänglich sind. Diese Freiräume befinden sich in urbanen Gebieten. Privatgärten, Straßenbegleitgrün (auch Alleen), Zoos oder Fassadenbegrünung und landwirtschaftlich genutzte Flächen fallen nicht unter diese Definition.

Was ist Stadtblau?
Der Begriff Stadtblau wird innerhalb des Forschungsvorhabens als Synonym für sichtbare oder öffentlich zugängliche, erlebbare städtische Oberflächengewässer verwendet. Darunter fallen sowohl flächenhafte Gewässer wie Seen oder Teiche als auch linienhafte, wie Flüsse, Kanäle und Bäche inklusive ihrer Uferbereiche und Retentionsflächen (Rückhalte- und Versickerungsflächen). Des Weiteren werden auch dekorative Wasserbecken und -spiele sowie (Spring-)­ Brunnenanlagen dem Begriff Stadtblau zugeordnet.

Was ist Stadtgrau?
Unter den Begriff Stadtgrau fallen Freiräume, die einen hohen Versiegelungsgrad aufweisen und nicht selten von historischen oder für die Allgemeinheit bedeutsamen Gebäuden flankiert werden. Sie stellen diesen Gebäuden einen Raum bereit, von dem aus die Gebäude betreten und als Ganzes wahrgenommen werden können. Sie fungieren als Treffpunkt und bieten aufgrund ihrer Bodenmaterialien die Voraussetzung für Veranstaltungen und Märkte. Als Gestaltungselemente beinhalten sie häufig auch Pflanzflächen wie Solitäre und Schmuckbeete sowie Wasserelemente wie Brunnen und Wasserspiele.

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 Literatur:

[1] Antonowsky 1997
[2] Dannenberg et al. 2003, Pikora et al. 2003, Maas et al. 2008, Mitchell & Popham 2008, WHO Europe 2007, Claßen et al. 2012, de Jong 2012
[3] Kaiser 2005, Kistemann et al. 2010, Sievers 2008
[4] Jung et al. 2009, Sun & Chen 2012
[5] Nordh 2011, White et al. 2010